Es ist völlig daneben, unsere derzeit massiv eingeschränkten kirchlichen Aktivitäten und Möglichkeiten, die Glaubensgemeinschaft der Christen sichtbar werden zu lassen, mit jener Zeit der Jünger Jesu zu vergleichen, wie wir es zum Beispiel im vierten Kapitel der Apostelgeschichte nachlesen können. Petrus und Johannes werden aus Angst, erneut Unruhe entstehen zu lassen, zum Schweigen verdonnert. Sie sollen nicht mehr von jenen Ereignissen sprechen, die in ihren Tagen jedes Haus in Jerusalem und Umgebung bewegten. Sie sollen über den schweigen, der so vielen Hoffnung gebracht hatte. Die Politik erkannte mit Schrecken, dass auch nach dem Tode Jesu weiterhin durch seine Jünger und ihre Anhänger diese Hoffnung im Volk genährt wurde. Nichts schien sie aufhalten zu können. Und wie die spätere Geschichte zeigen wird – es gingen Unzählige den Weg des Glaubens und nicht jenen des Überlebens.
Diese im Glaubensverständnis der Christen damals so wichtige Zeit lässt sich nicht mit unserer heutigen im Jahre 2020 vergleichen. Wenngleich an vielen Orten der Welt nach wie vor Menschen ihres Glaubens wegen nicht nur benachteiligt, verfolgt und eingesperrt, sondern auch ermordet werden. Von ihnen ist hier nicht die Rede.
Aber unsere Glaubensgemeinschaften wurden auch zum Schweigen gebracht. Zum Schutze aller. Mitunter aus verständlichen Gründen. Das Zusammenkommen und miteinander Gottesdienst feiern, es wurde verboten. Es wurde nicht gestattet, Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen im gewohnten Rahmen abzuhalten. Das Gebet wurde auf den Einzelnen zurückgeworfen. Zurück in das stille Kämmerlein. Doch da blieb es nicht. Dass dem so ist, verdanken die Christen der heutigen Tage der technischen Entwicklung. Sie dürfen davon profitieren, dass ausserhalb der Kirchenmauern wunderbare Sachen entstehen konnten. Sie erlebten in überzeugendster Form, dass Gottes Wirken eben doch auch weit über Kirchenmauern hinaus wirksam ist. Bei allen Menschen. Wenn Gott will, dass ihn alle hören, so könnte man es etwas kindlich ausdrücken, dann lässt er eben etwas erfinden, dass diese Möglichkeit in sich trägt. Und nicht nur das. Er bewegt die Herzen der Gläubigen, Wege zu suchen, die es ermöglichen, sein Wort durch alle Unannehmlichkeiten und Hindernisse einer Zeit und seiner Erscheinungen hindurch doch noch zum Schwingen zu bringen.
Sie sind noch heute unterwegs: Petrus und Johannes und wie sie alle heissen. Sie tragen ganz andere Namen. Sie sind unsere Nachbarn, unsere Seelsorger, unsere Krücken und Stützen. Sie schweigen nicht. Sie sind erfinderisch. Sie sind gläubig und vertrauen auf den, der sie hinaus in die Welt geschickt hat, sein Evangelium zu verkünden, ob die Welt nun still steht oder ohrenbetäubend pulsiert. Sie schaffen es immer wieder, aus der Stille heraus zu sprechen.
Guido I. Tomaschett Diakon
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