Man ist versucht zu denken, es sei derzeit möglicherweise gar nicht so einfach zu sagen, auf wen man in diesen Tagen wirklich hören soll. Auf den Bundesrat? Auf die Verschwörungstheoretiker? Oder doch wieder auf andere Länder? So viele Ansichten und Meinungen wirbeln momentan durch die Luft. Man ist hin- und hergerissen. Denn, da ist zum einen nach wie vor die Angst präsent, angesteckt zu werden. Andererseits verleiten uns gerade Bilder, wie sie uns aus Schweden mit der gewählten Selbstkontrolle erreichen, oder aber jene Meldungen aus Österreich, die uns zu einem ganz anderen und viel legereren Umgang mit der staatlich verordneten Disziplin verleiten könnten. Nun gut, wir dürfen dabei nicht vergessen, dass Schweden nicht direkt vor unserer Haustür liegt und dass der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz nicht müde wurde zu betonen, wie einmalig diszipliniert sich das österreichische Volk während der Krisenzeit in Sachen Covid-19-Verhalten gezeigt habe. Andere Länder, so muss man demnach annehmen, dürften die ganze Sache also nicht so ernst genommen haben und daher wohl auch länger an der Misere zu knabbern haben als Österreich. Hört, hört!
Dem Begriff «Hören» wiederum dürfen «beherzigen», «folgen», «befolgen», «erfahren» oder auch «gehorchen» zugeordnet werden. Damit sind wir schon sehr nahe dem «sich beugen» oder «sich unterordnen». Spätestens hier begegnen wir einem Terminus, den nicht alle mögen und viele zumeist auch noch missverstehen. «Gehorsam sein». Es hat nur bedingt mit einem anderen Wort, der «Demut», etwas zu tun, und ist ihm doch ganz nahe. Demut ist Anerkennung der eigenen Begrenztheit und eine Möglichkeit, die eigene Arroganz mit einer besonnenen Bescheidenheit auszutauschen. Sie ist vermutlich auch ein wesentlicher Bestandteil einer Liebe ohne Bedingungen. Denn aus der Demut heraus wird eine Sache eher mit dem Herzen denn mit dem Verstand allein beurteilt. Wenn nun «Gehorsam» sich dazugesellt, entsteht ein wohlwollendes Hinhören, ein Hören, das weit über das hinausgeht, als es Worte allein sagen möchten. Es birgt in sich die Wahrnehmung dessen, was diese Worte in Wahrheit transportieren, was sie in ihrem tiefsten Kern vermitteln wollen. Nicht selten ist darin auch Unausgesprochenes zu entdecken. Unausgesprochenes wiederum, welches dem Hörenden, also dem Gehorsam-Leistenden letztlich zu seinem Wohlsein beiträgt und ihn so vor Unheil bewahren kann. Wo anderen in der Bereitschaft zu lernen zugehört wird, entsteht Vielfalt, Neues, Kreativität. Nur Ignorantentum und möglicherweise Angst um Machtverlust hindern einen Menschen daran, im Hören zu wachsen.
Als der Hohepriester die Jünger Jesu verhörte und ihnen verbot, in seinem Namen zu lehren, erhielt er die weltweite bekannte Antwort: «Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.»
Guido I. Tomaschett Diakon
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