Mir wurde die Schöpfung anvertraut. Was nach erfolgter Schöpfung als für gut befunden, es sollte durch mich, geschaffen nach dem Bilde Gottes, gehegt und gepflegt werden, auf dass es sich entfalten und vermehren könne. Zur Freude aller. Es ist mir in vielem nicht gelungen. Dafür anderes umso mehr. Ich weiss, wie man Menschen und Tiere unterdrückt, sie missbraucht und wie man Kriege führt. Ich weiss, wie man Flüchtlinge auf Distanz halten kann. Ich weiss, wie man Wälder und Meere mit Plastik überfüllt. Wie man als Wander-, Velo- und Skifreund das Wild aus ihrer gewohnten Umgebung vertreibt und den Lebensraum einengt, wegnimmt. Ich weiss, dass Fleisch auf meinem Teller nicht wirklich aus dem Laden kommt. Dass, auch wenn ich es nicht wissen will, für meinen unersättlichen Wolfshunger täglich tausende und abertausende Tiere sterben müssen. Diskret vor meinen Augen verborgen. Als junges Kalb, das nie das Tageslicht gesehen. Als Huhn, das nur Gitter unter den Füssen kennt. Als Schwein, das voller Ängste spürt, dass es gerade jetzt die letzte Tür durchläuft. Der Wolf – das bin ich, der Mensch. Die alles reissende Bestie, die nie genug bekommt - das bin ich. Immer will ich mehr. Noch mehr. Und wehe, mir wird was weggenommen. Ich werde Wege finden, dies zu verhindern. Denn wer laut genug zu schreien wagt, der wird gehört. Ob er recht hat oder nicht, ist eine ganz andere Frage. Und wer keine Stimme hat, der kann nicht schreien.
Guido I. Tomaschett Diakon
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