Jedwede Esoteriker, Romantiker oder Fundamentalisten aller Art – sie können gleich hier aufhören, weiterzulesen. Das ist nichts für sie. Es ist nur was für kleine Spinner und Fantasten, für Menschen, die unverrückbar und in grosser Naivität, aber angefüllt mit unerschütterlicher Selbstsicherheit die Meinung vertreten, dass das Leben schön ist, kostbar ist. Gottgegeben. Ein unglaubliches Geschenk. Es ist derart reich und, man möchte beinah sagen, verschwenderisch ausgestaltet, dass der Mensch es nicht einmal während seines ganzen Lebens vollends auskosten könnte, selbst wenn er es wirklich wollte. Er kann immer nur einen Teil dieses unglaublichen Reichtums erleben, es zum Wohle und zur Erbauung seiner einzigartigen Seele zuführen. Vielleicht haben Geschenke dies einfach so an sich? Man erhält etwas, sieht aber nicht wirklich, warum die Wahl gerade auf dieses Geschenk fiel. Man hält es zwar in seinen Händen, weiss aber nicht wirklich, was nun damit gemacht werden könnte oder sollte. Ein jedes Geschenk wurde ja erstmal gut ausgesucht, so ist anzunehmen. Es wurde sorgfältig über Sinn und Nutzen desselben nachgedacht. Erst wenn alle Komponenten erfüllt sind, folgt der letzte Schritt – die Übergabe des Geschenks an den Beschenkten.
Solche Gedanken drängen sich auf, geht man in diesen Corona-Tagen hinaus in die Natur. Den Wiesen entlang, auf kleinen Naturwegen. Sträucher und Bäume betrachtend und die Augen verweilend auf einer ungezählten, wilden und ebenso ungezähmten Blumenpracht von geradezu betörender Schönheit. Keine noch so schön gezüchtete Rose würde da standhalten. Begleitet von der morgendlichen Stille, die einzig unterbrochen wird durch die eigenen Schritte oder dem nachmittäglichen Wind im Gesicht. Es wurde eingangs darauf hingewiesen: Es sind naive Bilder eines Fantasten, eines Naturbegeisterten, eines Dankbaren auch, der aus tiefster Seele Gott danken möchte für dieses paradiesische Erlebnis.
Kommt dann noch hinzu, dass Meldungen erfolgen, die über einen besseren Verlauf der Corona-Krankheit berichten als erwartet und man Hoffnung in sich spürt, sie kommen, die besseren Tage – dann sind wir schon ganz nahe am Paradies. Wir müssen es nur sehen. Wir müssen es nur hören wollen. Es ist nicht damit getan, das halbleere Glas als halbvolles zu sehen. Wenn die Sonne scheint, leuchtet unsere kleine Welt. Wenn es regnet, trinkt sie, diese wunderbare Natur. Und wenn sie uns voller Blumen entgegensieht und unser Innerstes allein schon damit erfreut, dann wissen wir, dass auch die Natur trotz Corona-Tagen das Lachen nicht verlernt hat. Und dann wäre der Zeitpunkt da, für das Geschenk zu danken.
Guido I. Tomaschett Diakon
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