Mit dem Weissen Sonntag, auch Fest der Barmherzigkeit Gottes genannt, endet die Osteroktav. Diesmal etwas unbarmherzig, so scheint es zumindest, denkt man dabei an die vielen Kinder, die am vergangenen Sonntag mit grosser Freude ihre Erste heilige Kommunion hätten empfangen können. Gut möglich, dass die Bezeichnung Weisser Sonntag mit den weissen Taufgewändern zusammenhängt wie sie einst von den in der Osternacht Getauften getragen wurden und dies bis zum letzten Tag der Osteroktav, dem Dies Dominica post alba. In vielen Gemeinden kann eine Spur dieses Taufgewandes noch heute im Erstkommunionkleid der Kleinen gesehen werden. Ein schlichtes weisses Kleid. Früher war das etwas anders. Da gab es schon noch sichtbare Unterschiede im festlichen Auftritt der Kleinen. Das Budget so mancher Familien wurde für diesen Tag arg strapaziert und dennoch sahen jene, die darin tiefer ins Portemonnaie greifen konnten, halt immer noch etwas besser aus. Zumindest äusserlich.
So scheint in diesem Jahr auch der Weisse Sonntag wenigstens äusserlich den Kleinen weggenommen worden zu sein. Doch dies ist nur bedingt richtig und trifft zumindest auf das Datum zu – den ersten Sonntag nach Ostern. Nun mussten die Pfarreien sich was einfallen lassen. Nicht nur fiel es den Verantwortlichen schwer, den Eltern mitzuteilen, dass dem so sei in diesem Frühling. Denn jede und jeder kann sich vorstellen, dass verantwortungsbewusste Eltern natürlich rechtzeitig irgendwo an einem schönen Ort einen Tisch reserviert hatten, um den Anlass mit der Familie gebührend zu feiern. Nein, die Zuständigen in der Pfarrei mussten neue Wege beschreiten, das wichtige Fest der Erstkommunion doch noch dieses Jahr realisieren zu können. Verschiedenste Szenarien wurden durchdacht und andiskutiert. In den meisten Fällen wird somit vermutlich der Herbst es sein der, soweit man sich bewusst daran erinnern kann, noch nie den Weissen Sonntag erleben durfte und nun diese Premiere für sich in Anspruch nehmen darf.
Aber das ist letztlich alles nicht so wichtig. Die Kinder waren und sind auf ihre erste Begegnung mit Jesus gut vorbereitet. Die erlebte Enttäuschung war dennoch sicherlich gross. Denn es gibt Kinder, denen dieses Fest mehr bedeutet, als allein ein schönes Familienfest zu feiern. Sie sehnten sich wahrhaft nach der Begegnung mit Jesus und tun es immer noch. Für manch ein Kind bietet sich durch diese Verschiebung aber auch die eine oder andere Chance, das Ereignis im Herbst, ein halbes Jahr später also, intensiver und noch bewusster zu erleben, als dies im Frühling der Fall hätte sein können. Geschenkt bleibt diese Begegnung allemal. Da spielt Herbst oder Frühling keine Rolle. Das Sakrament, das uns die intensivste Begegnung mit dem Herrn ermöglicht, es bleibt für uns alle ein grosses Geheimnis. Und doch ist es etwas Schönes, wenn wir gerade in diesem Zusammenhang die Stimme Jesu hören, der da sagt: «Lasst die Kinder zu mir kommen. Hindert sie nicht daran. Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.»
Guido I. Tomaschett Diakon
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